„Gehet hin in die ganze Welt …“
Markus 16,15

Geschichte

Wie alles begann

Die Anfänge der Gemeinde Feuerbach reichen rund 150 Jahre zurück. Vor anderthalb Jahrhunderten wurde in unserem Land die Glaubens- und Gewissensfreiheit eingeführt und so die Möglichkeit geschaffen, dass neben den etablierten Volkskirchen weitere Gemeinden entstehen konnten. Der Wunsch, Gemeinden zu gründen, die nicht dem volkskirchlichen Prinzip der Mitgliedschaft durch Geburt folgen, sondern aus Mitgliedern bestehen, die ihren persönlichen Glauben im Alltag leben und bezeugen, bestand schon seit der Zeit der Reformation. In Deutschland wurde 1834 die erste freikirchliche Gemeinde durch Johann Gerhard Oncken gegründet, damals noch unter sehr schwierigen Umständen. Oncken wollte eine Gemeinde, in der Menschen die Taufe als Zeichen ihres persönlichen Glaubens an Jesus Christus empfingen (daher der Name „Baptisten“ – die Taufenden). Die Behörden konnten sich nur schwer mit dem Gedanken anfreunden, dass es in ihren Städten mehr als zwei christliche Bekenntnisse geben sollte. Aber die Freiheitsideale ließen sich nicht zurückdrängen und machten schließlich einer gesellschaftlichen Neuorientierung Platz.
Oncken war weit über Hamburg hinaus rastlos aktiv. Zu den Christen, die Onckens Konzepte als richtig erkannten, gehörte auch der Schwabe Carl August Schauffler in Feuerbach. Er wurde von Johann Gerhard Oncken getauft. Bald schlossen sich Freunde mit der gleichen Glaubensüberzeugung an. Man nannte sie die „Schauflerschen Baptisten”.
Anfangs wurden die Taufen noch im Neckar vollzogen, gelegentlich sogar im Winter. Später bevorzugte man den Feuerbach, an dem das Gemeindemitglied Jakob Theurer sogar eine „Taufanlage” mit Umkleidemöglichkeit eingerichtet hatte. Das im Volksmund einfach nur „Wiedertäuferhäusle“ genannte Häuschen war über den Feuerbach hinweg gebaut und im Zuge von Bachsanierungen in den 1970er Jahren abgerissen worden. Im Rahmen eines 2011 gestarteten projekts „Begehbare Feuerbacher Geschichte“ konnte der ursprüngliche Standort lokalisiert und durch Zeitzeugen bestätigt werden.
Die kleine Baptistenschar versammelte sich zunächst in privaten Häusern. Als die Privaträume zu klein wurden, suchte man einen öffentlichen Raum. Ihr erstes öffentliches Zuhause als christliche Gemeinde fanden die Feuerbacher „Baptisten” in der Schulstraße. Bald war auch hier zu wenig Raum und die Gemeinde wechselte in einen Saal in der Stuttgarter Straße 60. Dort wurden regelmäßig Gottesdienste und Bibelstunden abgehalten. Bereits 1898 existierte eine Sonntagschule, d. h. ein Gottesdienst für die Kinder. Um 1900 wurde ein gemischter Chor und ein Posaunenchor ins Leben gerufen, letzterer wurde für mehrere Jahrzehnte zum Markenzeichen der Gemeinde.

Anschluss an den Gemeindebund

Jakob Theurer sen. unterzeichnete am 19. Mai 1929 mit Pastor Grimm aus Stuttgart die „Gemeinsamen Richtlinien für die Einigung der Baptisten in Württemberg”. Damit war die offizielle Integration in den Bund der Baptistengemeinden vollzogen. Seither wurde die Feuerbacher Gemeinde organisatorisch von Stuttgart aus betreut. Hans Herter (Konsistorialrat und Mitglied der Baptistengemeinde in der Forststraße) hatte ein besonderes Herz für „seine” Feuerbacher.

Umzug in die Rhönstraße

Der Zuzug vieler Aussiedler, zunächst aus Ungarn, brachte Veränderungen in die Gemeinde. Die Zahl der Mitglieder überstieg die räumlichen Kapazitäten in der Suttgarter Straße und so machte man sich auf die Suche nach einem neuen Domizil. Ein Bauprojekt an der Elsenhansstaße 27 ließ sich leider nicht realisieren, dafür bekam die Gemeinde das Grundstück an der Rhönstraße 7 (2. Dezember 1959). Mit Elan und viel Eigenleistung wurde hier am 30. März 1963 der Grundstein für ein Gemeindehaus gelegt. Die Einweihung fand nur wenig später am 9. Februar 1964 statt. Anfang 1971 kam eine Gruppe mit ca. zwanzig jugoslawischen Christen in unsere Gemeinde. Sie hatten als „Gastarbeiter“ in der Umgebung von Stuttgart Arbeit gefunden. Diese Gruppe wurde ein echte Bereicherung für die Gemeinde, indem sie sich rasch und unkompliziert integrierte und bei der Arbeit mit anpackte. Als engagierte Mitarbeiter bereicherten sie die Gemeinde vor allem im musikalischen Bereich.
Nachdem sich die Gemeinden in Feuerbach und Zuffenhausen weiterentwickelten, reifte in der Hauptgemeinde Stuttgart der Entschluss die gemeinsame Betreuung in ein Projekt „Feuerbach-Zuffenhausen” einmünden zu lassen. Dieser Plan wurde ab 1979 verfolgt. Man träumte von einem Gemeindezentrum in Gerlingen oder Ditzingen, schloss sich formell zusammen und stellte Pastor G. Jansen als eigenen Pastor an. Die finanziellen Möglichkeiten reichten jedoch nicht für die Umsetzung des großen Neubauprojektes aus. Es musste neu überlegt werden, wie der Weg weitergehen sollte.
In Feuerbach kam man zur Überzeugung, es wäre besser, dieses große Projekt aufzugeben und stattdessen als Feuerbacher Gemeinde in der Rhönstraße zu bleiben. Die Gemeinde hat dies 1983 in einem Beschluss bestätigt. Danach kam es zu einem Schub, der die Gemeinde um 30 Mitglieder anwachsen ließ. Aus Russland kehrten in den 80er Jahren viele deutschstämmige Baptisten zurück. So bekam auch die Feuerbacher Gemeinde kräftigen Zuwachs, der bald wieder Raumprobleme entstehen ließ. Ein Um- und Anbau schuf 1984 zusätzliche Fläche, damit war das gemeindeeigene Grundstück aber bis an die Grenzen ausgelastet.

Selbständigkeit der EFG Stuttgart-Feuerbach

Drei Jahre nach der Entscheidung in der Rhönstraße zu bleiben, strebten die Feuerbacher auch die offizielle Selbstständigkeit an und wurden in den „Bund der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden in Deutschland” aufgenommen. Ab 1. Juli 1987 war Erich Dukat der erste eigene Pastor der Gemeinde in Feuerbach. Sein Nachfolger wurde 1991 Maximilian Hölzl.
Das nach wie vor andauernde Gemeindewachstum erforderte erneute Veränderungen. 1994 entschloss man sich zur Gründung einer Tochtergemeinde in Hirschlanden.
2000 wurde Paulo Rathlef zum Pastor berufen, seine Dienstzeit endete 2005.

Gründung der Gemeinde „Adonai Jeschua“

Anfang der 90er Jahre kamen viele sogenannte Kontingentflüchtlinge nach Deutschland. Das waren russischsprachige Juden aus der Ukraine, Russland und anderer Republiken der ehemaligen Sowjetunion. Sie waren offen für alles Neue, was sie im Westen erwartete, auch für das Evangelium. Einige dieser Flüchtlinge siedelten sich im Raum Stuttgart an und suchten Anschluss zu russischsprechenden Menschen vor Ort. Durch russischsprachige Gemeindemitglieder der EFG Feuerbach wurde für sie eine Hauskreisarbeit ins Leben gerufen, die 1994 zu öffentlichen jüdisch-christlichen Gottesdiensten führte. Daraus ist dann die erste israelitische messianische Gemeinde in Deutschland entstanden. Jetzt heißt die Gemeinde „Adonai Jeschua“ und feiert jeden Schabbat ihren Gottesdienst in angemieteten Räumen in Stuttgart-Münster.

Lifebase e.V., conneXion und neue Pastoren für die EFG

In Gerlingen war ab 2000 die missionarische Arbeit „Lifebase e.V.” entstanden. Einige Feuerbacher wechselten zu dieser neuen Gemeinde. Aber auch in Feuerbach gab es Veränderungen. Die Gottesdienste wurden zeitgemäßer gestaltet, conneXion wurde in dieser Zeit als missionarisches Jugendtreffen gegründet. Viele Jugendliche schlossen sich der Gemeinde an.
So war es einleuchtend, dass die Gemeinde nach einem Jugendpastor suchte. Rouven Hönes wurde zum 1. Januar 2006 als hauptamtlicher Jugendpastor angestellt.
Nach dreijähriger Vakanz wurde am 1. September 2008 auch die Stelle des Gemeindepastors mit Bernd Tubach wieder besetzt.

Aktuelle Entwicklungen in der Gemeinde

Längst sind die Räume wieder zu klein, um den sonntäglich bis zu 300 Besuchern ausreichend Platz zu bieten: Christliche Gemeinde ist ständig in Bewegung, nie fertig und immer wieder aufs Neue herausgefordert.

Das Wiedertäuferhäusle und die Geschichte der Täufer in Württemberg

Für historisch Interessierte bieten wir einen spannenden Beitrag an. Brennpunkt ist das Wiedertäuferhäusle in Stuttgart-Feuerbach. Der Artikel „S’Wiedertäuferhäusle in Stuttgart-Feuerbach und die Geschichte der Täufer in Württemberg“ liefert die notwendigen Hintergrundinformationen. Es lohnt sich, diesen Platz zu besuchen, um ein Stück Geschichte lebendig werden zu lassen. Vom Gemeindehaus an der Rhönstraße aus ist man zu Fuß für Hin- und Rückweg zwei gemütliche Stunden unterwegs. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.

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